Am 29. März 1945 fanden in Kirchhain heftige Kämpfe zwischen deutschen und amerikanischen Truppen statt. Bei den mehrstündigen Kämpfen gab es zahlreiche Todesopfer und Teile der Stadt wurden in Schutt und Asche gelegt.
Die Stadt Kirchhain und der Heimat- und Geschichtsverein Kirchhain möchten mit einer Lesung an den 80. Jahrestag dieser schrecklichen Kämpfe erinnern. Bürgermeister Olaf und Hausmann und die Vorsitzende des Vereins Kerstin Ebert sind glücklich darüber, dass sie den bekannten Journalist Reinhold Beckmann gewinnen konnten, an diesem Abend aus dem Buch „Änne und ihre Brüder“ zu lesen.
Franz, Hans, Alfons und Willi. Vier Brüder. Keiner kam zurück
Reinhold Beckmann erzählt und liest aus seinem tief berührenden Buch. Sein Spiegel-Bestseller über das Leben seiner Mutter Aenne ist ein Mahnmal gegen das Vergessen, gerade jetzt, da der Krieg wieder nach Europa zurückgekehrt ist - und zugleich ist es ein Werk voller Liebe und Zuversicht.
Das Leben von Reinhold Beckmanns Mutter Aenne war früh von Verlusten gezeichnet. Bereits mit fünf Jahren war sie Vollwaise. Vier Brüder hatte sie, alle sind im Krieg gefallen. Und doch war es ein gelungenes Leben. Anders als viele ihrer Generation hat sie über ihre Trauer und Ängste nie geschwiegen. Aennes Brüder und Eltern blieben immer gegenwärtig, in Gesprächen, Fotos, Gedenktagen und Erinnerungen.
In seinem Buch erzählt Reinhold Beckmann die Geschichte seiner Mutter und von Franz, Hans, Alfons und Willi, zwischen hartem Alltag auf dem Dorf, katholischer Tradition und beginnender Diktatur. Und davon, was der Krieg mit Menschen macht, wenn keiner zurückkommt.
Ihr Leben lang hat das Schicksal ihrer Brüder Aenne nicht losgelassen – und es hat auch das Leben von Reinhold Beckmann geprägt: Gegen Krieg und Gewalt Haltung zu zeigen, war beiden selbstverständlich.
Zahlreiche Briefe im Schuhkarton
„Kurz vor ihrem Tod hat meine Mutter mir einen Schuhkarton voller Briefe vermacht. Die Feldpost meiner Onkel. An die hundert Briefe haben Franz, Hans, Alfons und Willi ihrer Schwester von den verschiedenen Fronten des zweiten Weltkriegs geschrieben. Meine Mutter hat sie genauso liebevoll aufbewahrt wie die Erinnerung an ihre vier gefallenen Brüder.
Wenn man die Briefe meiner Onkel liest, dann spürt man zwischen den Zeilen ihre tiefe Einsamkeit, ihre Sehnsucht, wieder nach Hause zu kommen, und auch ihre Angst und Verzweiflung. Die besten Jahre des Lebens werden ihnen gerade genommen.
Ich frage mich, wer wäre ich damals gewesen? Was wäre aus mir geworden, wenn ich 1941 zwanzig Jahre alt gewesen wäre?“, so Reinhold Beckmann selbst über das Schicksal.
Reinhold Beckmann (geboren 1956 in Twistringen) ist Journalist, Autor und Musiker. Seine Fernsehkarriere begann er beim WDR. Nach einem Ausflug zu den privaten Fernsehsendern mit ran und ranissimo moderierte er in der ARD zwei Jahrzehnte lang die Bundesliga-Sportschau und diskutierte in der wöchentlichen Talksendung Beckmann politische und gesellschaftlich relevante Themen.
Heute ist er als Produzent und Filmemacher aktiv und mit seiner Band deutschlandweit unterwegs. Mit seiner Initiative NestWerk e.V. setzt er sich für benachteiligte Kinder und Jugendliche in strukturschwachen Stadtteilen Hamburgs ein.
Die Lesung findet am 29. März um 19.15 Uhr (Einlass ab 18.45 Uhr) im Bürgerhaus Kirchhain statt.
Es gilt freie Platzwahl. Der Eintritt kostet 15,00 Euro/Person
Vorverkauf
Stadt Kirchhain, Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit, Kerstin Ebert, Tel. 06422/808-124, Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!