Unter großer Beteiligung der Öffentlichkeit fand am vergangenen Montag die siebte Stolpersteinverlegung statt.

Durch Katja Demnig, die in Vertretung für ihren Mann Gunter das Einsetzen der Steine übernommen hatte, wurden an drei Stellen in der Kirchhainer Innenstadt Stolpersteine verlegt. Die Gedenktafeln erinnern an jüdische Bürgerinnen und Bürger, die der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zum Opfer fielen.

Bürgermeister Olaf Hausmann begrüßte zu Beginn der Veranstaltung die Anwesenden und war erfreut über das große Interesse an dem Projekt. Besonders freute er sich darüber, dass auch Nachfahren der Familien anwesend waren, für deren Familien an diesem Tag Steine verlegt werden sollten. So konnte er aus den USA Peter Moses sowie aus Berlin seinen Cousinen Rita Mayer und Jutta Gloth begrüßen für deren Familie Stolpersteine vor dem Gebäude „Untergasse 12“ verlegt wurden. Außerdem war per Videostream Cheryl Zazone zugeschaltet. Ihre Vorfahren stammen aus dem Haus „Niederrheinische Straße 10“.

Peter Moses und Rita Mayer sowie Cheryl Zazone sprachen über ihre Familien und deren Schicksale. Sie bedankten sich bei den Beteiligten und waren dankbar für das Engagement der Beteiligten. Sie zeigten sich sichtlich gerührt von dem großen Interesse der Bevölkerung.

Schüler und Lehrer sowie der Heimat- und Geschichtsverein hatten in den vergangenen Monaten die Biografien der Familien Moses, Wertheim und Heilbrunn recherchiert und Dokumente zusammengetragen und die Biografien jeweils an den Verlegeorten verlesen.

Dankesworte sprach Schulleiter Matthias Bosse auch im Namen der Vorsitzenden des Heimat- und Geschichtsvereins Kirchhain. „Der Verein hat für die Aktion ein Spendenkonto eingerichtet. Wir sind für jede Spende dankbar, die dieses so wichtige Projekt unterstützt. Die Erinnerung wachzuhalten ist eine Aufgabe, die unsere Generation aktiv begleiten muss“, so Bosse.

Musikalisch sowie mit kurzen darstellerischen Szenen begleitet wurde die Verlegung von Schülerinnen und Schülern der Alfred-Wegener-Schule. Der Kurs „Darstellendes

Spiel“ der AWS der Jahrgangsstufe 11 zeigte an zwei Standorten auf eindringliche Art Eindrücke aus dem Leben der früheren jüdischen Mitbürger.

Hinter der Stolpersteinverlegung stehen der Heimat- und Geschichtsverein Kirchhain, die Stolperstein-Arbeitsgruppe „Arret“ der Alfred-Wegener-Schule (AWS) und die Stadt Kirchhain. Sie möchten das Bewusstsein in der Öffentlichkeit aufrecht halten. Denn: Sich an den Terror und die Gewalt der nationalsozialistischen Diktatur zu erinnern, der Opfer und Leittragenden zu gedenken und immer aufs Neue zu mahnen, dass Ähnliches nie wieder geschehen darf, ist eine Verpflichtung für alle Menschen.

Im Einzelnen wurde an folgende Familien erinnert:

Untergasse 12: Verlegung für Felix, Lotte und Heinz Moses. Sie waren 1934 in die USA geflohen. Zu ihrer Familie gehörten auch Siegmund und Pauline sowie Siegfried und Harry Bachenheimer und Bruno Moses.

Mühlgasse 9: Verlegung für Hermann und Paula Wertheim sowie ihre Kinder Max Wertheim (Max Werth) und Margarethe (Marga). Hermann Wertheim flüchtete 1938 mit seiner Frau Paula sowie der Schwiegermutter Hilda Stern in die USA aus. Dort lebten bereits Sohn Max und Tochter Marga.

Niederrheinische Straße 10: Verlegung von Stolpersteinen für Moses, Sara, Erich, Bella, Ernst und Max Heilbrunn. Erich Heilbrunn reiste im September 1938 mit seiner Familie in die USA aus. Dabei hatte er eine der Thorarollen der Kirchhainer Synagoge, die die Reichspogromnacht überstand und bis heute in den USA genutzt wird.

Über die einzelnen Schicksale ist ein Flyer erstellt worden, der auf der Internetseite der Stadt www.kirchhain.de/Leben-Wohnen/Unsere-Stadt/Stolpersteine abrufbar sowie bei der Stadt sowie dem Heimat- und Geschichtsverein Kirchhain erhältlich ist.

Spendenkonto Stolpersteine

Heimat- und Geschichtsverein Kirchhain e.V., Sparkasse Marburg-Biedenkopf, IBAN DE38 5335 0000 0055 0181 70, Verwendungszeck: „Stolpersteine“.

Foto: Stadt Kirchhain

 

 

 

 

 

 

Fotos: Stadt Kirchhain